Raymond Chandler - Der große Schlaf

Raymond Chandler - Der große Schlaf, Diogenes; Original erschienen 1939, Seiten Print 304

Wer an Detektivgeschichten denkt, hat schnell Sherlock Holmes oder Miss Marple im Kopf, die doch recht beschauliche Fälle zu lösen haben. Ganz anders kommt der Ermittler Philip Marlowe in diesem Buch daher. Verstrickt in Korruption, Gewalt, Sex und Waffen spielt die Geschichte in den 30er-Jahren im aufstrebenden aber auch verruchten Los Angeles, indem sich alle durchs Leben schlagen müssen und der "Hard-Boiled-Detective" gefragt ist. Die Verfilmung von "Der große Schlaf" ist auch als Prototyp für das legendäre Genre "Film noir" zu sehen. 

Der schon sehr alte General Sternwood wohnt in einer riesigen Villa in Los Angeles zusammen mit seinen beiden hübschen aber nicht unschuldigen Töchtern Carmen und Vivian. Marlowe wird beauftragt, herauszufinden, wer den General und die Familie erpressen will. Was bis dahin eher als Routinefall erscheint, wird recht schnell zu einem mörderischen Auftrag, der weite Kreise zieht und so manche Intrigen und Überraschungen bereithält. Marlowe ist dabei ganz der harte Kerl, der weiß, wie es in der Stadt zugeht und auch handgreiflich und unkonventionelle Methoden bevorzugt, die nicht immer mit dem Gesetz so hunderprozentig vereinbar sind. Er lässt sich von niemanden reinreden und eckt mit seiner Art an vielen Stellen an.

Mitunter sind die vielen Personen und Handlungsstränge etwas verwirrend und man wird zeitweise ganz schön im Dunklen gelassen. Doch ab der Mitte des Buches bis zum Ende hin hellt es sich dann wieder auf und man erkennt die Verbindungen. Das Ende fand ich sehr überzeugend und zumindest für mich war es so nicht vorhersehbar.

Allein schon die mitreißende und sehr atmosphärische Stimmung zusammen mit den markigen Sprüchen von Marlowe und einige interessante Hintergrundinformationen über Los Angeles zu der damaligen Zeit machen das Buch auf jeden Fall lesenswert.

Fazit
Wer auf Detektivgeschichten mit viel Spannung und auch Action steht, ist bei Raymond Chandler und "Der große Schlaf" genau richtig. Die Handlung ist wirklich filmreif (siehe Verfilmung mit Humphrey Bogart) und die Figur des Privatdetektiv Philip Marlowe mit seinen Ecken und Kanten und seinem eigenen Verständis von Recht und Gerechtigkeit ist sehr unterhaltsam. Zwar kann es passieren, dass man zeitweise etwas den Faden verliert aber wer durchhält, der wird mit dem Ende belohnt.

PS: Ich habe das Buch in der Leserunde der Gruppe "Wir lesen Klassiker der Weltliteratur" bei Lovelybooks entdeckt.

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